Luxor Theater in Rotterdam

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Architekten: Bolles und Wilson, Münster
Projektleitung: Bureau Bouwkunde, Rotterdam
Tragwerk: Gemeentewerken Rotterdam IBS
Bauherr: Stadt Rotterdam
Standort: Kop van Zuid, Rotterdam
Fertigstellung: 2001

Zur Belebung vor allem der nächtlichen Szenerie der südlich der Stadt gelegenen und von der Maas umgebenen Halbinsel Kop van Zuid trägt seit April dieses Jahres als "Kulturspritze" der Neubau des Luxor-Theaters mit hell erleuchteten Schrifttafeln und einer roten Laufschrift bei. Als Musical-Theater bedient das Luxor den derzeitigen Bühnen-Trend, und als architektonisches Konglomerat aus De Stijl, Expressionismus, Pop und technischer Eleganz folgt es dem Konsenswillen der niederländischen Baupolitik. Mit ihrem Entwurf setzten sich Bolles + Wilson 1996 gegen weitere fünf eingeladene Architekturbüros durch, wobei tatsächlich die ins Haus verlegte Rampe den Ausschlag gegeben haben soll. Im September 1998 war Baubeginn, und im April 2001 konnte das neue Luxor eröffnet werden.
Den Mittelpunkt des Hauses bilden Bühne und Zuschauerraum, um die herum spiralförmig die Funktionsräume gruppiert sind. Weil im Luxor-Theater vorwiegend fremde Produktionen zu sehen sein werden, wurde auf Werkstätten und ein großes Requisitenlager verzichtet. Die übereinander geschuppten Planken der roten Fassadenbekleidung aus Fiberzementpaneelen sollen nach der Idee der Architekten einerseits an die hier landenden Holzschiffe der Ostindien- Kompanie andererseits an die hölzernen Theaterbauten wie z.B.Shakespeares globe in London. An dem rundum frei stehenden Haus gibt es kein Vorn und kein Hinten, keine wichtigere und keine weniger wichtige Fassade. Durch die Aufständerung des Zuschauerraums ergaben sich im Erdgeschoss geräumige Foyerflächen.
Das Auditorium fasst 1500 Zuschauer. Die Bestuhlung stammt ebenfalls aus der Hand der Architekten; die je nach gewünschter Akustik verstellbaren wolkenartigen Deckenelemente gestaltete der Rotterdamer Künstler Joep van Lieshout. Wie ein Schneckenhaus umgreift die Fassade den komplexen Grundriss. Während im Gebäudeinneren die Bodenflächen relativ zurückhaltend sind - Terrazzoplatten im Eingangsfoyer, Parkett im Theaterfoyer - lassen die Wände und Decken die Grundstruktur des Gebäudes erkennen: der Theatersaal ist deutlich als roter Kubus ablesbar. Ansonsten bilden weiß verputzte Wände oder Nadelholz-Schallschutz-Paneele an den gekrümmten Wandscheiben das herausragende Wand-Element. Durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien ist im komplexen Raum eine leichte Orientierung möglich. Luftsäulen, die extra von den Architekten entworfen wurden, dienen neben der Funktion als Zuluftdüsen gleichzeitig als indirekte Lampen und Bistrotische im Eingangsfoyer. Um die notwendige Andienung des Theaters möglichst reibungslos von der Strasse bis zur Hinterbühne zu bewerkstelligen, haben die Architekten eine Fahrrampe ins Gebäude integriert, damit Lastwagen bis zum 1.Obergeschoss, ohne mit dem Besucherverkehr zu kollidieren, vorfahren können und mobile Bühnenbauten ausgeladen werden können.
Oberhalb dieser Zufahrtsrampe liegt eine leicht ansteigende Treppen-Rampe, die die Eingangshalle mit dem oberen Theaterfoyer verbindet. Gemächlich ansteigend werden die Besucher auf das zweite Obergeschoss mit den Eingängen zu den Theaterrängen in sanftem Schwung geleitet. Von der dortigen Galerie hat man einen großartigen Überblick über den Rotterdammer Hafen. Die sehr flachen Keilstufen liegen auf einer schrägen Betondecke auf. Entlang des Wandanschlusses ist über einen durchlaufenden Schlitz in der Außenwand zum einen der Verlauf der Rampe außen ablesbar, zum anderen wird die Stufenlandschaft mit Tageslicht optimal beleuchtet. Als Absturzsicherung an der freien Kante dienen doppelte eingespannte ESG-Scheiben. Der Parkett-Bodenbelag des oberen Foyers wurde folgerichtig auch auf der Treppenrampe gewählt. Das Steigungsverhältnis liegt bei etwa zwei normalen Schritten eines Erwachsenen.